Themen und Sprecher
Der European Publishing Congress findet vom 14. bis 15. Juni 2023 im Palais Niederösterreich in Wien statt. Die besten Medienmacherinnen und -macher Europas präsentieren ihre Strategien und sprechen über die Zukunft der Branche.
Das waren die Sprecherinnen und Sprecher 2022:
Keynote
Medien im Meinungskrieg
Warum wir mehr denn je guten Journalismus brauchen, erklärt Julia Becker in ihrer Keynote zur Eröffnung des European Publishing Congress 2022. Julia Becker ist Verlegerin der Funke Mediengruppe in Deutschland.European Magazine of the Year
Berichten, beraten, bewegen in Zürich
Der „Beobachter“ hat keine Abonnenten, sondern 200.000 Mitglieder, erklärt der stellvertretende Chefredakteur Martin Vetterli. Lange vor dem Internet verstand sich das Schweizer Magazin bereits als Community-Modell, wenngleich das damals noch nicht so hiess. Neben Journalismus gibt es beim „Beobachter“ vor allem viel Beratung – sogar telefonisch und längst auch online. Zum Beispiel bei Mietfragen oder bei einer anstehenden Scheidung. Die Bücher dazu ergänzen so manche private Bibliothek. Und die Hilfsorganisation SOS Beobachter unterstützt Menschen in Not tatkräftig. Das Magazin steht über allem als eine Art Bindeglied, das neben Konsumentengeschichten sogar investigativen Journalismus anbietet. In der nun bevorstehenden Neuausrichtung wird in diesem Jahr neben „berichten und beraten“ als dritte Säule noch „bewegen“ dazu kommen. Geplant sind dabei Musterprozesse ebenso wie Aus- und Weiterbildungskurse. „Ziel ist, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten“, sagt Vetterli. Und für das Magazin geht es um nichts weniger, als sich immer wieder selbst zu erfinden. Denn stehenbleiben wollen die Schweizer nicht. Martin Vetterli und der stellvertretende Chefredakteur, Andreas Thut, erklären die fundamentale Neupositionierung von „Europe´s Magazine of the Year“ und ihr Rollenverständnis von einem zukunftsgerichteten Magazin.Case 1 Paid Content
Das einzigartige Datenprojekt Drive
Dpa, APA, Schickler und 17 regionale deutsche und österreichische Zeitungsverlage analysieren gemeinsam, was den Verkauf von Digitalabos voranbringt. Sie tauschen sich gezielt darüber aus, was sie über die Nutzer ihrer Nachrichten-Sites und Apps an Informationen sammeln. Zum Beispiel über die Bedeutung von Nutzerloyalität. Eine um zehn Minuten höhere Nutzungszeit pro Woche erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen Abo-Abschluss um das 130-fache. Die Gefahr einer Kündigung reduziert sich dabei um die Hälfte. Oder: Nur 5 (!) Prozent der digitalen Nutzer sind auch potentielle Abo-Kunden. Der Rest, also 95 (!) Prozent sind „Flybys“ oder so genannte Non-Engaged User, die im Lesermarkt kein Geschäft bringen. Was die Drive-Partner über den Abo-Bestellprozess herausgefunden haben, welche Inhalte besonders konvertieren, und welche spannenden Tests und Experimente aktuell laufen, erklären Christoph Mayer, Partner bei Schickler, und Manfred Sauerer, bis Mitte Februar Chefredakteur der „Mittelbayerischen Zeitung“ aus Regensburg. Er ist mit seiner Zeitung seit Beginn Drive-Projektpartner. Darüber hinaus berichten sie über zwei ganz aktuelle Projekte - die Personalisierung der News-Sites und die personalisierte Paywall.Case 2 Paid Content
Eine der größten digitalen Erfolgsgeschichten im Regionalen
In nur fünf Jahren war die Auflage von über 200.000 verkauften Abos auf 157.000 gesunken. Keine einfache Situation für die fünf niederländischen Regionalzeitungen „De Gooi en Eemlander“ „Haarlems Dagblad“, „Leidsch Dagblad“, „Noordhollands Dagblad“ und „IJmuider Courant“. Sie sind in einem Verbund zusammengeschlossen und gehören zum belgischen Mediahuis-Konzern. Am 2. Dezember 2019 hat man sich zu einem harten Schnitt entschieden und den Workflow in der Redaktion konsequent auf die Gewinnung von Digitalabos umgestellt. Seither geht es wieder aufwärts. Wöchentlich werden inzwischen 400 neue Abos gewonnen, in Summe bereits 16.000. Gesamtstand derzeit 173.000 Abos, davon etwa 30.000 reine Digitalabos. Die Schlüsselfaktoren dieser Erfolgsgeschichte erklärt Projektleiter GerBen van ’t Hek.Dinner Speech
Ein freies Europa braucht eine freie Presse
Die freie Presse ist unverzichtbar für die Stabilität unserer Demokratie und für die Vielfalt unserer pluralistischen Gesellschaft. Aber weder die Freiheit an sich noch das Überleben der freien Presse sind im 21. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit.European National Newspaper of the Year
Wirtschaft herausragend präsentiert in Belgien
Wirtschaftzeitungen sind normalerweise sehr seriös und ruhig angelegt. Nicht so „De Tijd“ aus Belgien. Schon die Titelseite zeigt visuell, welche Themen des Tages im Innern zu erwarten sind. Im Innern wird ein sehr aufgelockertes Zeitschriften-Layout gemacht, bei dem auch scheinbar trockene Wirtschaftsthemen mit Illustrationen, Schaubildern und Infografiken leserfreundlich aufbereitet werden. Auch große Hintergrundstücke werden visuell herausragend präsentiert. Die Typografie, die Farbwahl, das Layout: Es entsteht ein unverwechselbares Erscheinungsbild, bei dem Inhalt und Form perfekt zusammenpassen. „De Tijd“ erscheint im Berliner Format und hat eine Auflage von 55.000 Exemplaren. Auf der Website gibt es circa 200.000 Nutzer pro Tag. Die Zeitung beschäftigt 95 Journalisten, fünf Layouter drei Infografik-Spezialisten sowie drei Fotoredakteure. Das Konzept von „De Tijd“ präsentieren Chefredakteur Peter De Groote, Editorial Director Isabel Albers und Art Director Jan Nelis.KI in der Newsproduktion
„Wir stehen an der Entwicklung zum Massenprodukt“
Künstliche Intelligenz und Software für Automatisierungen entwickeln sich rasant und werden die Arbeit in Redaktion, Vertrieb und Vermarktung in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Ippen Digital zählt dabei zu den Vorreitern im deutschsprachigen Raum. Chief Technology Officer Markus Franz informiert in Wien, wie Ippen diese Technologie heute bereits erfolgreich einsetzt. Zum Beispiel in der Newsproduktion. KI hilft der Redaktion bei der Themenplanung, indem sie die Interessen der Leser erkennt und filtert. Auch für automatisierte Headlines und Textzusammenfassungen nützt Ippen KI. Markus Franz gibt einen Überblick, welche Anwendungen bereits verfügbar sind, welche Entwicklungen vor der Markteinführung stehen und wie kleinen und mittelgroßen Publishern der Einstieg in KI gelingt.European Local Newspaper of the Year
Die klassische Lokalzeitung aus Norwegen
Die norwegische Zeitung „Hallingdølen“ ist typisch ist für Skandinavien. Sie konzentriert sich ganz aufs lokale Geschehen. Darum stehen immer wieder Personen und Gruppen aus der Region im Vordergrund. Lesermeinungen wird viel Raum gegeben. Das zeigt, dass die Zeitung tief verwurzelt ist in der Kommunikation und Meinungsbildung der Region. Das Layout ist bildbetont, denn fast immer steht ein großes Bild im Zentrum einer Doppelseite. Cover- und Coverstory werden oft über vier bis fünf Seiten geführt, um die nötige Tiefe der Berichterstattung zu gewährleisten. Bei der Qualität von Foto-Reportagen, die oft über acht bis zehn Seiten geführt werden, steht Hallingdølen oft ebenbürtig neben regionalen und überregionalen Zeitungen aus ganz Europa. Konzept und Design von Hallingdølen sind ein Vorbild für Lokalzeitungen in ganz Europa. Hallingdølen erscheint im Tabloid-Format und hat eine Auflage von 10.216 Exemplaren. Sie erscheint drei Mal wöchentlich. Die Zeitung beschäftigt zwölf Journalisten, einen Fotografen und zwei Layouter. Das Konzept von „Hallingdølen“ präsentiert die verantwortliche Redakteurin, Lillian Holden.Case 3 Paid Content
Warum das Bezahlmodell der „Zeit“ so erfolgreich ist
Die Zeit Verlagsgruppe hat im Vorjahr erneut zugelegt. Bei den Digitalabos sogar um 43 Prozent. Dafür gibt es einige Erklärungen. Unter anderem die intensive Analyse der Nutzungsmuster. Davon wird ein personalisierter Mix aus Free- und Pay-Inhalten abgeleitet, der öfter als anderswo zu bezahlten Abos führt. Selbst für das Probeabo ist übrigens ein symbolischer Betrag zu leisten. Gleichzeitig wird das redaktionelle Angebot laufend ausgebaut. Und an allen Stellen wird getestet, getestet, getestet. Dabei hat man nun eine scheinbar triviale Schwachstelle entdeckt, das Wochenende. Sonntag ist der stärkste Abo-Tag und gleichzeitig bietet hier die Redaktion am wenigsten. Wie sich das nun ändern wird und welche Pläne das Haus noch hat, erklären Chefredakteur Jochen Wegner und Geschäftsführer Christian Röpke.European Regional Newspaper of the Year
Die Meister bei Kreativität und Innovation aus Barcelona
„Ara“ bedeutet soviel wie „Jetzt“. Bei dieser 2010 gegründeten Zeitung wird in Print und Online stark auf Kreativität und Innovation gesetzt. Die Anmutung ist insgesamt sehr seriös. Größere Bilder gibt es nur auf den Startseiten von Ressorts und in Beilagen. Die Artikel sind relativ lang. Für Überschriften wird die Chronicle Dispay benutzt, eine Schrift, die zu einem seriösen Erscheinungsbild beiträgt. Im Online-Bereich setzt „Ara“ stark auf Multimedia-Stories und animierte Infografiken. „Ara“ ist in Print und Online gestalterisch und konzeptionell ein Vorbild für Regionalzeitungen in Europa. „Ara“ erscheint im Tabloid-Format in katalanischer Sprache in Barcelona. Sie hat eine Auflage von ca. 7.000 Exemplaren und beschäftigt 60 Redakteure, 6 Fotografen und 11 Layouter. Das Konzept von „ARA“ präsentieren Esther Vera, Chefredakteurin, und Cristina Córdoba, Art Director.KI im Lesermarkt
Die wichtigsten KI-Tools der FAZ
Die FAZ nützt KI mehrfach erfolgreich im Lesermarkt. Ein selbstlernendes Tool prognostiziert zum Beispiel ziemlich genau, welche redaktionellen Beiträge zahlende Kunden bringen und daher hinter die Paywall sollten. Bei rund der Hälfte aller Texte sagt die KI die tatsächlichen Conversions genau oder mit geringer Abweichung voraus. Und bei der anderen Hälfte liegt sie immer noch weitgehend richtig. Ein zweites Tool wird für die personalisierte Ausspielung von Artikeln eingesetzt. Bei Hunderten Artikeln pro Tag bietet die FAZ damit mehr Übersicht und letztlich einen höheren Nutzwert für die Leserinnen und Leser. 60 Prozent der App-Abonnenten nutzen diese Funktion und folgen aktiv im Durchschnitt sechs Themen oder Autoren. Dass die Abonnenten auch bleiben, wird nicht mehr alleine der Arbeit der Redaktion überlassen. Mit einem eigenen KI-Projekt versucht die FAZ absprunggefährdete Kunden herauszufiltern und letztlich zu halten. Auf Basis von 50 unterschiedlichen Datenpunkten errechnet das System eine Kündigungswahrscheinlichkeit von 0 bis 100 Prozent. Daran setzen dann gezielte Vertriebsmaßnahmen an. Wie die unterschiedlichen Systeme aufeinander abgestimmt sind und wohin die weitere Entwicklung geht, erklärt Nico Wilfer, der bei der FAZ gemeinsam mit Stefan Buhr den Bereich Product + Sales leitet.Podiumsdiskussion
Was macht Desinformation mit uns – und wie gehen wir damit um?
Zuerst ein seltsames Kapitel US-amerikanischer Geschichte, dann Corona, nun Rußland und die Ukraine. Selten in der jüngeren Geschichte waren wir derart überhäuft von Fakenews. Was bedeutet das für uns als Gesellschaft. Welche Folgen hat das für den Journalismus? Annette Milz diskutiert darüber mit führenden Journalistinnen und Journalisten.Die wichtigsten Medientrends Europas
Skandinavien bei Visualisierung führend, Deutschland bei Daten-Journalismus
Zeitungen sind längst Multimedia-Anbieter, die erfolgreich Inhalte in Print, Online, als Scrollytelling, Bewegtbild und Podcasts anbieten. Und natürlich sind sie auch im Bereich Social Media aktiv. Skandinavien bleibt beim visuellen Journalismus führend. In den Kategorien Fotografie, Foto-Reportagen und visual Stoytelling sind Zeitungen aus Skandinavien immer ganz vorne. Die Benelux-Länder zeigen beeindruckende Beispiele für Magazin-Layout im Tageszeitungs-Geschäft. Einige Titel haben inzwischen tägliche Magazin-Beilagen, die den Leserinnen und Lesern Inhalte abseits des täglichen Nachrichtenflusses bieten. Zeitungen auf der iberischen Halbinsel sind weiterhin führend bei Infografiken, aber auch bei Scollytelling, wie man am Hauptpreisträger „Ara“ aus Barcelona sehr gut beobachten kann. Zeitungen im deutschen Sprachraum sind bei Infografiken Print und Online und Projekten im Daten-Journalismus und Crossmedia-Stories ganz vorn mit dabei. Auch der Bereich Podcasts wird immer noch ausgebaut, da sich hier ein neuer Markt eröffnet hat, der noch nicht die Sättigungsgrenze erreicht hat. Europas Zeitungen vernachlässigen keine Mediengattung und keinen Nachrichtenkanal. Sie folgen auch nahezu jedem Trend, denn – siehe Podcasts – es könnte ein Erfolg werden. Norbert Küpper gibt einen Überblick über die aktuellen Trends und zeigt Beispiele aus vielen Ländern Europas.European Weekly Newspaper of the Year
Vorbildlicher visueller Journalismus aus Lissabon
Die portugiesische Wochenzeitung „Expresso“ hat eine Titelseite, die die Vielfalt der Themen im Innern der Zeitung zeigt. Ein großes Foto bildet dabei immer den Schwerpunkt der Seite. Im Innern werden Beiträge oft über eine Doppelseite geführt und mit Illustrationen ergänzt. Oft werden komplexe Infografiken im Wirtschaftsteil oder bei Wissenschafts-Themen eingesetzt, um Inhalte leserfreundlich zu präsentieren. Die Magazinbeilage "E" ist dem langen Journalismus, Recherchen und kulturellen Themen gewidmet. Coverstories können hier durchaus zehn Seiten einnehmen. Es werden dabei oft Foto-Reportagen präsentiert. Lange Artikel werden oft durch Illustrationen als zusammengehörig gekennzeichnet. Online fällt „Expresso“ dadurch auf, dass oft aufwändige Multimedia-Stories eingesetzt werden. „Expresso“ setzt in Print und Online auf visuellen Journalismus und ist damit ein Vorbild für Zeitungen in Europa. „Expresso“ erscheint im Berliner Format und hat eine Auflage von circa 90.000 Exemplaren. Die Zeitung beschäftigt 80 Redakteure, fünf Fotografen und zehn Layouter. Das Konzept von „Expresso" wird von Art Director Marco Grieco vorgestellt.Case Paid Content
Die digitale Transformation des Lesermarktes bei der "Rheinischen Post"
Die Arbeit der Redaktion bestimmt noch immer wesentlich den Erfolg eines Medienhauses. Daneben hat jedoch der Vertriebsprozess enorm an Bedeutung gewonnen. Die Rheinische Post Mediengruppe hat sich daher in Zusammenarbeit mit den Softwarehaus Netzindianer vorgenommen, den Vertriebsprozess für Print- und Digital-Abonnements zu digitalisieren und deutlich zu vereinfachen. Dabei entstand ein neuer Abo-Shop, es wurden neue Zahlungssysteme eingeführt und die Datenflüsse über eine Integrationsplattform standardisiert. Die Zwischenbilanz lässt sich sehen: die Conversionrate hat sich um 80 Prozent verbessert. Die optimierten Workflows, von der Produktanlage bis hin zur automatisierten Nachbearbeitung, fügen sich nahtlos in bewährte Prozesse ein. Radek Oliwa von Netzindianer und Alexander Hettinger, Product Owner Paid Content bei der Rheinischen Post Mediengruppe, sprechen über den Prozess und die nächsten Pläne.Case Produktion